Tag Archives: Wedding

Corona – Solidarität im Wedding

15 Mär

Vieles scheint wie ein schlechter Katastrophenfilm. Doch die Corona-Pandemie ist ins Rollen gekommen. Umso wichtiger ist es nun, sich zu unterstützen und sich solidarisch im unmittelbaren Umfeld einzubringen.

Menschen, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören, könnte es helfen, die Einkäufe zu erledigen. Vielleicht sucht die Nachbarin* eine Kinderbetreuung oder es müssen Medikamente aus der Apotheke geholt werden.

Um sich gegenseitig zu helfen, haben sich im Messengerdienst Telegram und bei Facebook Gruppen gegründet, in den Hilfe angeboten und nach ihr gefragt werden kann.

Die Weddinger Vernetzungen finde ihr hier:
Telegram: https://t.me/joinchat/Ip8TjxvabvS7GoKcJ2dL0w
Facebook: https://www.facebook.com/groups/505416680140631/

Bundesweite Übersicht:
https://listling.org/lists/pwfjfkpjmesjjinm/solidarische-nachbarschaftshilfe#items-qkrgonrpuvaxkljr

Zettel für den Hausflur in verschiedenen Sprachen: https://www.unverwertbar.org/aktuell/2020/4415/

Nutzt diese Kanäle als Forum der Solidarität und des Austausches für alle Menschen, die im Wedding leben und mit ihren Nachbar*innen solidarisch sein wollen! Statt Vereinzelung und Hamsterkäufen wird nach solidarischen Perspektiven gesucht und es sollen diejenigen unterstützt werden, die von der Gefahr durch das Virus am härtesten getroffen werden. Statt Fake-News und Panikmache heißt es Ruhe, Fakten und Solidarität. Lest jeweils zuerst die oben angepinnten Nachrichten.

Vielen Dank geht an die Cilip – Zeitschrift für Bürgerrechte und Polizei, die einen Corona-Newsticker über sicherheits- und innenpolitische Maßnahmen geschaltet hat: https://www.cilip.de/institut/corona-tagebuch/

ProAsyl hat einen Newsticker zu Informationen für Schutzsuchende und Unterstützer*innen angelegt: https://www.proasyl.de/hintergrund/newsticker-coronavirus-informationen-fuer-gefluechtete-unterstuetzerinnen/

Eine Pressemitteilung von Women in Exile e. V. über die Situation von Geflüchteten während der Corona-Pandemie spricht von unmenschlichen Zuständen in Unterkünften. Die Gesundheitsversorgung für geflüchtete Menschen ist ohnehin unterirdisch. In den Lagern gibt es keine hinreichenden Informationen durch die Behörden. Die Nachbarschaftshilfe muss mehrsprachig und antirassistisch sein. Die Forderung von Women in Exile & Friends:

  1. Mehrsprachige Informationen, Transparenz der Behörden und Mitspracherechte der Geflüchteten in Erstaufnahmen
  2. Möglichst schnelle, dezentrale Unterbringung und Schließung der Lager
  3. Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung
  4. Bedingungsloses Grundeinkommen

Und auch die Schlafplatzorga für Obdach- und Wohnungslose sucht Unterstützung: https://www.facebook.com/schlafplatzorga/
Viele der Unterstützungsstrukturen von Wohnungslosen fallen gerade aufgrund der Einschränkungen im öffentlichen Leben weg. Gleichzeitig haben einige der von uns Unterstützten keine Krankenversicherung, geschweige denn einen sicheren Ort, um eine mögliche Krankheit auszuheilen. Und auch vom Staat ist keine Unterstützung für die Betroffenen zu erwarten.

 

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„Der ganze Druck hat sich gelohnt“

7 Mär
Amsterdamer Malplaquetstraße

Copyright AmMa65

Wenn ein Haus zum Verkauf steht, heißt das in Berlin meist nichts Gutes für die Bewohner*innen. Wenn sie organisiert sind, kann sich das Blatt wenden. Wer das Haus Ecke Amsterdamer
/Malplaquetstraße kauft, bekommt „54 Menschen und 4 Generationen Kampfgeist“ oben drauf.

Es war Zufall, zumindest fast. Als eine frühere Bewohnerin zu Besuch war, wurde im Hinterhof kurz vorher ein Mann in beigem Kashmirmantel angetroffen. Kein typisches Outfit in der Gegend. Skeptisch geworden, was das zu bedeuten habe, durchforstete sie kurzerhand das Webportal Immoscout. Und siehe da: Das Haus in der Malplaquet Ecke Amsterdamer Straße wurde unter dem Titel „Altbau-Eckhaus mit Potential in Berlin-Wedding“ zum Kauf angeboten.

Was dieses Potential sein kann, davon können Berliner*innen ein Liedchen singen. Der Wedding soll ja schon seit den 1990er Jahren im Kommen sein. Und bevor er kommt, geht er auch schon wieder. Seit 2008 sind die Mietpreise bei Neuvermietungen in Berlin um 76 Prozent gestiegen. Sage und schreibe: sechsundsiebzig. Da hat so ein Eckhaus im kommenden Wedding, in dem noch mit Kohleöfen geheizt wird, Potential. Potential für Sanierung, Balkone, Modernisierungen. Und vor allem: ordentliche Mietsteigerungen.

„Eine starke und organisierte Mieterschaft“

Allerdings wurde diese Rechnung ohne die Bewohner*innen der AmMa65 gemacht: „Wenn Sie dieses Haus kaufen, bekommen Sie eine starke und organisierte Mieterschaft“, steht an der Eingangstür geschrieben. „Getrieben von existenziellen Ängsten“, sagt Sandrine, „baute sich viel Mobilisationsfähigkeit bei uns auf.“ Sandrine ist im Vorstand des Hausvereins, der sich gerade in Gründung befand als die Anzeige bei Immoscout auftauchte. „Es war klar, dass der erste Schritt eine Kontaktaufnahme mit der Stadt sein musste.“ Auch die Bewohner*innen wollten das Haus kaufen. Doch die Hausverwaltung, die das Haus zum Verkauf angeboten hatte, nahm die Mieter*innen nicht ernst. Für sie war es unvorstellbar, dass sich Mieter*innen zusammenschließen und gemeinsam ein Haus kaufen können. „Sie haben nicht gedacht, dass es uns möglich sei, diese 3,5 Millionen zusammenzukratzen“, erzählt Sandrine. Und sie haben gesagt, es sei zu spät.

Vorkaufsrecht und Selbstorganisation

„Wir haben trotzdem weitergemacht.“ Die Organisierung nahm an Fahrt auf: Transparente wurden in die Fenster gehängt und Pressearbeit gemacht. Es wurden alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen, das Haus für die Bewohner*innen zu sichern: ein Kauf durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft, ein Genossenschaftsmodell, eine Stiftung als Käuferin, das Mietshäusersyndikat. Durch jahrelange Vorarbeiten konnte auf Wissen und Kontakte zurückgegriffen werden. „Wir haben uns wöchentlich getroffen, teilweise mehrmals in der Woche“, sagt Aaron, ein anderer Bewohner des Hauses. „Wir haben manchmal Tag und Nacht gearbeitet“, stimmt Sandrine mit ein. Denn es musste noch kurz vor Weihnachten ein Käufer von den Mieter*innen präsentiert werden, um das Vorkaufsrecht ausüben zu können. Durch Ausschlussprinzip schälte sich der Kauf durch die Stiftungen „Umverteilen!“ und „Nord-Süd-Brücken“ als die bestmögliche Variante heraus. Nur so konnten die erschwinglichen Mieten gesichert und auch schnell das Geld aufgetrieben werden. Doch auch mit den Stiftungen gab es zähe Verhandlungen um die zukünftige Pacht. „Aber die Stiftungen haben einen großen Schritt auf uns zu gemacht“, sagt Sandrine

MährenScreenshotInstagram

Scrennshot, Instagram von JM

#JamesBlond mit Herz kauft Miet(s)häuser?

Erst durch die Presse erfuhren die Bewohner*innen, dass ihr Haus von einer der vielen GmbHs der Mähren AG gekauft wurde. Sucht man Jakob Mähren im Internet findet sich sein Instagram-Account. Dort bezeichnet er sich als „CEO & Founder of Mähren AG“ und „Real Estate & Start up investor“. Es finden sich Fotos vom Weinshopping in Frankreich, einer Safaritour in der Steppe und von einem Kopfsprung in den Pool des Four Seasons Resorts auf den Seychellen. Dort hält #JamesBlond am Strand auch Ausschau nach seinem Bondgirl… „Life is a game. And I play to win.“ Lebt sich wohl ganz gut, wenn man in Berlin ein paar Häuschen kauft. #wirkaufenmiethäuser [sic]. Was fürs Herz gibt’s aber auch zwischendurch: ein Bus für die Berliner Kinderhilfe, zu Weihnachten. Da snowboardet es sich gleich besser ins neue Jahr.

Die Tücken des Baugesetzbuches

Am gleichen Tag als die Stiftungen zusagten, haben die Bewohner*innen erfahren, dass Mähren die Abwendungsvereinbarung schon unterschrieben hatte. Mit dieser Vereinbarung ist das Vorkaufsrecht für die Bewohner*innen passé. Der*die Käufer*in kann die Ausübung des Vorkaufrechts abwenden, wenn versichert werden kann, dass das Grundstück unter anderem im Rahmen des sozialen Erhaltungsrechts bzw. den städtebaulichen Erhaltungszielen entspricht. Das regelt § 27 des Baugesetzbuches. So was muss man erstmal wissen, wenn man sich selbst organisiert. War nun alles umsonst?

#zusammenfürwohnraum

„Dieser ganze Druck, den wir aufgebaut haben, hat sich gelohnt. Wir haben nun ein ganz anderes Gewicht“, sagt Aaron. Öffentlichkeit wird zum Schutz – zumindest wenn die Käufer*innen reale Personen mit Instagram-Account sind und sich gut darstellen wollen. Doch Auch in anderen Fällen hat sich Selbstorganisation schon als das Mittel erwiesen, mit dem das Zuhause geschützt werden kann. Man schaue nur zu den Leuten vom Pankower Mieterprotest oder in die Koloniestraße. Und auch hier gibt es eine aktive Netzwerkarbeit, in der sich Mieter*innen gegenseitig beraten und unterstützen: Das nächste Treffen von #zusammenfürwohnraum findet am 27. März 2018 statt. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Wie es aktuell weiter geht mit dem Weddinger Eckhaus und was mit Mieter*innenselbstorganisation trotz kapitalistischer Widrigkeiten noch so alles erreicht werden kann, könnt Ihr am Montag, den 12. März 2018, in der Groni erfahren. Wir haben die AmMa’s und Leute aus der Seumestraße eingeladen, damit sie berichten, wie sich Mieter*innen unterschiedlichster Alterstufen, mit verschiedenen Sprachen und Lebensentwürfen zusammentun und sich gemeinsam wehren können. Los geht’s um 19.30 Uhr.

AmMa65 bleibt!

20 Nov
Malplaquetstraße Amsterdamer Straße

Copyright AmMa65 e. V.

Die Eckhäuser in der Amsterdamer Straße 14 und Malplaquetstraße 25 stehen zum Verkauf. Die Bewohner*innen organisieren sich. Sie wollen die Häuser kaufen, um die 29 Wohnungen für die Menschen, die sie brauchen, zu erhalten. Wir veröffentlichen hier ihr Statement.

Wer sind wir? Wer ist AmMa 65?

Zunächst leben wir. Und das nicht irgendwo – nein, wir leben in unserem geliebten Kiez, dem Wedding 65. In den Eckhäusern der Amsterdamer Straße 14 und Malplaquetstraße 25. Für uns ist es die schönste Ecke der Welt – na gut, vielleicht auch nur die schönste Ecke, die wir kennen. Wir sind Handwerker*innen und Akademiker*innen, Philosoph*innen und Hartz-IVEmpfänger*innen, Tontechniker*innen und Student*innen, Rentner*innen und Dokumentarflmmacher*innen, Kneipenbesitzer*innen und Kneipen*besucher*innen, Gebrauchtwarenverkäufer*innen und Filmproduzent*innen, Künstler*innen und Psycholg*innen, Solzialarbeiter*innen und Mini*jobber*innen, selbständig oder festangestellt, manche sind auch beides. Wir sind bereits in Rente, besuchen schon die Kita, gehen zur Schule oder warten noch in Mamas Bauch auf unsere Ecke, die schönste Ecke – die wir kennen. In 29 Wohnungen leben wir als Familien, Singles und in Wohngemeinschaften. Oder wir arbeiten in unseren 3 Gewerben, der Kiezkneipe „Café Morena“, in unserem „Mini-Kaufaus Meyer“ oder unserer Galerie „Montagehalle“. Manche von uns leben seit vielen – vielen Jahrzehnten hier, andere erst seit Kurzem und wie gesagt, manche wissen noch gar nicht, dass sie hier leben, in der für uns schönsten Ecke, die wir kennen.

Unsere Pässe und Muttersprachen sind verschieden, unser Alter ist es auch – doch eines eint uns: Unsere Liebe am Zusammen- und Miteinanderleben, in unserer geliebten Ecke, der schönsten… Okay. Ihr wisst, was wir meinen. Dieses Miteinander und manchmal auch Zusammen ist gewachsen mit der Zeit. Manche hegten enge Kontakte, andere eher lose. Doch das änderte sich mit der Zeit. Die Hofeste vereinten wie die Flohmärkte in ebendiesem. Kohlen wurden zusammen bestellt, die Fahrräder ineinander verkeilt, die Blumen im Hinterhof gemeinsam gegossen. Wenn jemand lieber für sich sein wollte – auch kein Problem. Ein netter Gruß ging doch immer.

Doch nun verbindet uns auch die Angst – wie die Entschlossenheit – gleichermaßen. Unser Haus steht zum Verkauf. Investoren bevölkern unsere geliebte Ecke. Sie wollen es kaufen, sanieren und teuer weiterverkaufen. Und was ist mit uns? Die leider nicht unbegründete Sorge, wir könnten das Zuhause, unsere geliebte Ecke, unser gewachsenes Miteinander verlieren, hat zu einem noch größeren Zusammenhalt und einer beeindruckenden Solidarität untereinander geführt. Es traf uns nicht ganz unvorbereitet. Seit Frühjahr 2016 gab es Trefen, um sich für einen solchen Fall zu rüsten. Denn in unserer Gegend werden Wohnungen immer seltener als Orte angesehen, die Menschen ein Zuhause und eine Gemeinschaft geben. Sie werden vielmehr als gewinnbringende Wertanlagen gesehen, in welchen Mieter*innen, die im ständigen Preiskampf um Wohnraum nicht mithalten können – nur stören! Die Verdrängung einkommensschwächerer Schichten im Kiez ist die Folge. Nicht abstrakt, sondern konkret. Diesmal trift es uns. Aber es kann jeden treffen, der nicht schon in einem luxussanierten Haus lebt.

Doch wir kämpfen. Für uns. Für den Kiez. Für Wohnen als Selbstverständlichkeit und nicht als Ware. Und nicht zuletzt für unsere schönste Ecke.

Wie funktioniert das?

Um unsere geliebte Ecke dem Spekulationsmarkt zu entziehen, müssen wir sie kaufen. Bei einem Kaufpreis von 3,5 Millionen Euro und ca. 1,5 Millionen Sanierungskosten ist dies gar nicht so einfach. Schließlich verfügt niemand von uns über so viel Geld. Hierbei stellt das Eigenkapital die größte Hürde für Projekte wie unseres dar, um hernach erst mit der Bank in Verhandlung über einen noch größeren Immobilienkredit treten zu können. Und erst durch diesen ist ein Hauskauf dieser Größenordnung möglich.

Daher sind wir auf Menschen angewiesen, die uns ihr Geld leihen. Meistens sind das kleine Kredite ab 500 Euro aufwärts, die über eine bestimmte Laufzeit zwischen 0% und 2% verzinst sind und durch die Mieteinnahmen gedeckt werden. Ein Investor hat zwar viel Geld, dass er gewinnbringend anzulegen vermag. Aber so eine schöne Ecke wie unsere – ein Mietshaus mit vielen Bewohner*Innen – hat dafür Familie, hunderte guter Freund*innen, Kolleg*innen, Nachbar*innen, die sie unterstützen können! So kann es auch Mietgemeinschaften gelingen, einem DAX-Unternehmen die Stirn zu bieten. Entprivatisiert und unverkäufich Niemand von uns will Haus oder Wohnungen privat erwerben. Wir wollen eine GmbH gründen, die durch unseren Hausverein AmMa 65, in dem die Bewohner*innen Mitglied sind, kontrolliert wird. Die Mieter*innen entscheiden über alle hausrelevanten Belange auf regelmäßigen Versammlungen selbst. Um unser Haus und seine Bewohner*innen auch in Zukunft von Spekulationsangst zu bewahren, planen wir die Kooperation mit einem starken Partner, der als zweiter Gesellschafter neben unserem Verein AmMa 65 Gesellschafter unserer GmbH wird. Dieser Gesellschafter ist die zweite Kontrollinstanz gegen zukünftige Spekulationen auf Wohnraum, da er mit seiner Stimme den Hausverkauf blockieren kann und soll. Dies wird so seit vielen Jahren beispielsweise vom Mietshäuser Syndikat, aber auch dem Martinswerk e.V. praktiziert. Also größtmögliche Selbstverwaltung des Wohnraums bei größtmöglicher Sicherheit für die Zukunft – über Generationen und damit auch über uns hinweg.

Schließt das Lager!

24 Nov
schliesstdaslager

Foto: Erwerbslosenini Basta Berlin

Heute protestierten die Bewohner*innen der Notunterkunft in der Osloers Straße/Koloniestraße gegen ihre menschenunwürdige Unterbringung und treten in den Streik. Seit 13 Monaten wohnen sie in dem Lager.

„Wir müssen seit einem Jahr in dieser Notunterkunft leben und fordern Sie dazu auf, sie zu schließen. Wir möchten in besseren und menschlicheren Bedingungen, wie zum Beispiel in einem Wohnheim untergebracht werden“, fordern die Bewohner*innen der Notunterkunft in der Osloer Straße auf der heutigen Kundgebung.

Etwa 150 Menschen wohnen zusammen in der Turnhalle, die eigentlich nur als Erstaufnahmeeinrichtung gedacht war. Alle sind also in einem Raum untergebracht. „Hände weg vom Wedding“ berichtete vor einem halben Jahr über die schlechten Bedingungen in der Notunterkunft. Man kann sich leicht vorstellen, dass die sanitären Einrichtungen einer Turnhalle nicht für so viele Menschen und für so lange Zeit ausgelegt sind. Zudem macht die fehlende Privatssphäre den Bewohner*innen zu schaffen. „Immer mehr Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, leiden an psychischen Problemen: Einige haben Depressionen, können nicht essen und schlafen oder brechen in Panikattacken aus“, schreiben die Bewohner*innen auf einem Handzettel.

Das allein wäre Grund genug die menschenunwürdige Unterbringung endlich zu beenden. Hinzu kommt aber außerdem fehlender Respekt seitens der Leitung des Lagers gegenüber den Bewohner*innen. „Wir sind Menschen und keine Waren, die zum Geldmachen gelagert werden.“ Die Unterbringung von Geflüchteten verschafft den Betreibergesellschaften oft großzügige Gewinne, die nicht einmal genau kalkuliert werden können. Die Situation der Bewohner*innen in den Unterkünften verbessert sich durch diese Profite allerdings nicht.

Skandalös ist in diesem Zusammenhang der Leerstand von bezugsfertigen Wohnheimen. In Berlin stehen aus bürokratischen Gründen völlig fertige Unterkünfte leer. Die Betreibung von Unterkünften muss öffentlich ausgeschrieben und vergeben werden. Das macht sicherlich Sinn. Völlig unsinnig ist es aber, Menschen über Monate in Turnhallen leben zu lassen, obwohl es fertige Wohnung für sie gibt, nur weil bürokratische Verfahren sich in die Länge ziehen.

Schließt das Lager!

 

 

Hoffest in der Koloniestraße

31 Aug

Am 4. September laden unsere Nachbar*innen aus der Koloniestraße zum Hoffest. Schon lang wehren sie sich gegen die Verdrängung aus ihrem Haus. Die Situation für die Mieter*innen ist bislang unverändert. Das Hoffest soll eine Möglichkeit zum Kennenlernen und Austauschen sein und außerdem Raum für gegenseiteige Unterstützung schaffen. Den Drohungen und dem Druck des Vermieters muss niemand allein ausgesetzt sein. Für Essen und Getränke wird gesorgt. Unterstützt den Protest und schaut vorbei!

Mehr Infos zum Protest: „Mieter*innen wehren sich!“

Hoffest Koloniestraße

Widerstand im Wedding

5 Jul

Am Freitag, den 8. Juli, um 19 Uhr lädt unsere Lieblingsgruppe „Hände weg vom Wedding“ zur Diskussion ins subversiv in der Brunnenstraße. Thema sind Alltagswiderstand und soziale Kämpfe im Wedding.

Nicht_WeddingBeschäftigte des Amadeus-Hostels wehren sich gegen ihren Null-Euro-Job. Die Zwangsräumung von Tina konnte nicht verhindert werden, doch Hunderte gehen auf die Straße. Stadtteilaktivist_innen verwandeln eine Ferienwohnung in eine Beratung von Erwerbslosen. In der Koloniestraße wehren sich Mieter_innen gegen drohende Vertreibung. Das sind nur einige von vielen Aktionen, mit denen Menschen im Wedding auf die alltäglichen Zumutungen des Kapitalismus reagieren. Dabei wird deutlich, dass die Kämpfe um mehr Lohn und Einkommen und um Mieterhöhungen und Luxussanierungen zusammengehören. Auf der Veranstaltung wird der Journalist Peter Nowak, Autor der Bücher “Zwangsräumung verhindern” und “Ein Streik steht, wenn mensch ihn selber macht”, zusammen mit dem Filmemacher Matthias Coers ausführen, was diese sozialen Kämpfe verbindet. Der Regisseur des Films MIETREBELLEN wird mit Videos und Fotos von Kämpfen zum Wedding und zu Berlin berichten. Die Stadtteilinitiative Basta wird über ihre Arbeit berichten und dazu auch einen Film zeigen.

Es diskutieren:

peter-nowak-journalist.de
zweischritte.berlin
mietrebellen.de
basta.blogsport.eu

Dazu wird es leckere Küfa geben: Burger und Pommes. Wer dann noch gern weiter mit „Hände weg vom Wedding“ den Abend verbringen möchte, ist herzlich zu Party und Konzert im Anschluss eingeladen.

 

Das Leben ist kein Ponyhof

19 Jun

Die Weddinger Kinderfarm soll geräumt werden. „Farmer“ des Kinder- und Jugendprojekts wehren sich und drohen mit Besetzung des Geländes.

„Zeit für Solidarität“ steht auf dem Transparent am Eingang der Weddinger Kinderfarm an der Luxemburger Straße. Seit 33 Jahren besteht der Ponyhof, den täglich Dutzende Kinder besuchen. Am kommenden Montag soll er nun aber geräumt werden.

Die für Jugendarbeit zuständige Bezirksstadträtin von Mitte, Sabine Smentek (SPD), hat erklärt, dass der Bezirk seine Rechtsposition in diesem Fall durchsetzen will. „Leider ist es im vergangenen Jahr zu erheblichen Störungen in der Zusammenarbeit mit dem Träger gekommen, die eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich machen“, schreibt die Politikerin über die Kinderfarm.

Den ganzen Artikel in der taz lesen.

Videobericht von „Organize – Gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung“

9 Mai

Am 30. April 2016 fand in Berlin-Wedding die antikapitalistische Demonstration „Organize – Gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung“ statt. Es beteiligten sich über 5.000 Menschen an dem Protest gegen steigende Mieten, Zwangsräumungen, rassistische Polizeikontrollen und weitere kapitalistische Missstände und forderten bezahlbaren Wohnraum für alle und eine menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete.

 

Der Demonstrationszug zog vom U-Bahnhof Osloer Straße vorbei an vielen stadtpolitisch wichtigen Punkten wie der Koloniestraße und dem neu bebauten Areal am Mauerpark bis zum U-Bahnhof Bernauer Straße.

Die Cops waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Demonstration verlief friedlich und es gab keine Festnahmen.

Weitere Infos:
haendewegvomwedding.blogsport.eu
leftreport.blogsport.eu
koloniestrasse-mieterprotest.de

Café Cralle – Neue Kollektivista gesucht

15 Jan

Café CralleDas Café Cralle in der Hochstädter Straße bei uns im Kiez sucht eine neue Kollektivista. Die Bar ist die älteste Frauen*-Kollektivkneipe Berlins. Jeden Montag gibt es den allseits beliebten Lesetresen und sonst auch immer interessante politische Diskussions- und Kulturveranstaltungen. Am 21. Januar wird zum Beispiel der Dokumentarfilm „Rock, Rage & Self Defense: An Oral History of Seattle’s Home Alive“ über das Frauen*kollektiv „Home Alive“, dass sich nach dem Mord an der Punksängerin Mia Zapata gründete, gezeigt.

Hier ist die Suchanzeige des Café Cralle:

WIR SUCHEN für unser Frauen*Kneipenkollektiv Café Cralle im Wedding eine neue Person,

* die Erfahrung in Sachen Buchhaltung hat und Lust hat uns dabei zu unterstützen bzw. diese langfristig mit zu übernehmen
* die Lust auf arbeiten in einem Kollektiv hat
* die auch mal hinterm Tresen stehen möchte
* die auch, wenn sie möchte Veranstaltungen, Einkaufen, Putzen, Handwerken, uvm. machen kann

Wir sind zur Zeit 7 Personen, die alle noch andere Dinge neben dem Café Cralle machen, aber denen diese Kneipe sehr am Herzen liegt.

Wenn du Lust hast uns bei dem Zahlen- und Papierchaos zu unterstützen, melde dich gerne unter cafecralle@riseup.net oder komm einfach mal ab 19Uhr in der Hochstädterstr.10a vorbei und schau dir den Laden an!

Bis dahin!
Das Café Cralle Kollektiv

Rassistische Abstimmung im Mietshaus

18 Dez

Eine Wohngemeinschaft im Wedding wollte einen neuen Mitbewohner. Ein Mann aus dem Tschad sollte in ein freies Zimmer ziehen. Doch die Hausverwaltung „Harry Gerlach GmbH“ lehnte ab und startete eine Umfrage, ob „Asylanten“ im Wohnhaus wohnen dürfen.

Initiative "Flüchtlinge willkommen"In Zeiten von überfüllten Notunterkünften, die eine Zumutung sind, sollte man meinen, dass Privatwohnungen, die freie Zimmer für geflüchtete Menschen zur Verfügung stellen, ein Schritt in die richtige Richtung sind. Es gibt sogar die Initiative „Flüchtlinge willkommen“, die genau das zum Ziel hat. Doch sehen das offensichtlich nicht alle so.

Eine Wohngemeinschaft im Wedding wollte einem Mann aus dem Tschad, der seit drei Jahren in Deutschland lebt, ein Zimmer anbieten. Allerdings lehnte die Hausverwaltung „Harry Gerlach GmbH“ den Einzug ab. Kurz darauf startete sie ein rassistische Umfrage unter den Mietparteien. Sie sollten zustimmen oder ablehnen, ob die Wohngemeinschaft, den Mann bei sich einziehen lassen könne. Niemand solle sich übergangen fühlen und „womöglich der Hausfrieden in Mitleidenschaft gezogen“ werden.

Mitbewohner*innen aufgrund der Herkunft abzulehnen ist verstößt gegen das Antidiskriminierungsgesetz. Die Annahme, dass Menschen, die nicht in Deutschland geboren wurden, den Hausfrieden in Mitleidenschaft ziehen könnten, ist rassistisch. Gerade in der aktuellen Situation, die keine „Flüchtlingskrise“, sondern eine Berliner Verwaltungskrise ist, sollten Menschen, die Platz in ihrer Wohnung haben, Zimmer zur Verfügung stellen.

Mehr dazu lesen.
Das Schreiben der Hausverwaltung.
Initiative „Flüchtlinge willkommen“