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„Sie hätte auch das Hundertfache fordern können“

29 Okt

Von 1944 bis 1945 versteckten sich Mitglieder der jüdischen Widerstandsgruppe „Chug Chaluzi“ im Hinterhaus der Groninger Straße 50 vor den NationalsozialistInnen und organisierten Widerstand gegen die Verfolgung.

Zvi Aviram im September 2019 im Jüdischen Museum Berlin

„Er sprach von seiner Sekretärin Elly Peipe, die bereit war, ihre Wohnung zur Verfügung zu stellen, auch als Versteck für Illegale“, schreibt Gad Beck in seinen Erinnerung. Gad Beck wurde 1923 als Sohn einer christlich-jüdischen Familie in Berlin geboren und war von 1943 bis 1945 in der jüdischen Jugendwiderstands-bewegung „Chug Chaluzi“. Vom Herbst 1944 bis März 1945 versteckte er sich in der Wohnung von der Verkäuferin Elly Peipe in der Utrechter Straße 50 (heute: Groninger Str. 50), im Erdgeschoss des Hinterhauses.

Die „Fabrikaktion“

Am 27. Februar 1943 sollten alle Jüdinnen und Juden Berlins, die bisher von den Deportationen verschont geblieben waren, verhaftet werden, die „Fabrikaktion“. Einige arbeiteten noch in der Rüstungsindustrie. Ohne Vorwarnung riegelten die Gestapo und die SS Betriebe ab und verhafteten alle Jüdinnen und Juden, die sie kriegen konnten. Die meisten von ihnen wurden Anfang März in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur wenige konnten untertauchen oder lebten schon im Untergrund. So die Mitglieder der jüdischen Pfadfindergruppe. „Ewo und ich hatten die Kinder schon vor meinem Untertauchen auf diese ‚Stunde X’ vorbereitet, auf den Augenblick, in dem es keinen Ausweg mehr gab“, beschreibt es Jichzak Schwersenz, Lehrer der Gruppe. „Ewo“ ist der Spitzname von Edith Wolff, die ebenso in der Gruppe war, 1943 aber verhaftet wurde. Sie überlebte zwölf Haftstationen, unter anderem das Konzentrationslager Ravensbrück und wanderte später nach Israel aus.

Im Untergrund

Damit die Nazis sie nicht kriegen, gingen die Chawerim, die Genossen, in den Untergrund. Dazu mussten sie Geld haben, falsche Pässe, Lebensmittel. Und vor allem brauchten sie Wohnungen. Eine solche Wohnung war die von Elly Peipe. Sie überließ Gad Beck und seinem Genossen Zvi Aviram (Heinz Abrahamsohn) ihre Wohnung zum selben Mietpreis. Zvi Aviram nennt sie noch heute „unser Hauptquartier“. „Sie hätte auch das Hundertfache fordern können“, schreibt Gad. „Wie oft traf ich dagegen Leute, die mit unserer Not ihren Reibach machten.“ Nicht so Elly Peipe. Sie brachte den Versteckten sogar noch Kohlen und Konserven vorbei, besuchte sie täglich, damit die Nachbar*innen keinen Verdacht schöpften.

Fluchthilfe und Verhaftung

Die Wohnung war in unmittelbarer Nähe zum jüdischen Krankenhaus, das als Gestapo-Sammellager missbraucht wurde. Gad Beck und Zvi Aviram nutzten die günstige Lage und halfen Menschen, zu fliehen. „Es lebten in den zwei Räumen (Kueche und Zimmer) in der Utrechterstr. nach einer geglueckten Flutaktion aus der Iranischen Strasse, zeitweilig mit mir und Heinz Abrahamsohn noch etwa 8 – 10 Kameraden“, schreibt Gad in einem Brief an das Entschädigungsamt Berlin 1963. Noch im März 1945 wurden Elly Peipe und Paul Dreyer, ihr Chef, der den Kontakt zur Gruppe hergestellt hatte, denunziert. Elly Peipe und Paul Dreyer wurden wegen „Judenbegünstigung“ ins Zuchthaus gesperrt. Gad Beck und Zvi Aviram wurden von der Gestapo verhaftet.

Erinnerung und Respekt

Wir, die Bewohner*innen des Hausprojektes Groni50, in dem die frühere Wohnung Elly Peipes ist, wollen an ihren Mut und ihre Selbstlosigkeit erinnern. In Zeiten, wo sich jüdische Menschen in Berlin vor den Nazis, vor Mord, Folter und Deportation verstecken mussten, hat sie ihnen ein Obdach geboten. Viel zu wenige haben ähnliches getan. Unser tiefster Respekt gilt auch den Mitgliedern von „Chug Chaluzi“, die sich während der brutalen Verfolgung durch die antisemitische Vernichtungspolitik widerständig organisierten und sich gemeinsam vor den Deutschen retten konnten. Gad Beck und Zvi Aviram überlebten die Gestapo-Haft. Elly Peipe und Paul Dreyer wurden kurz vor der Befreiung 1945 aus dem Zuchthaus entlassen. Zvi Arviram lebt noch heute in Israel.

Am 16. September 2019 besuchte er Berlin und sprach im Jüdischen Museum über sein Leben. Einen Audiomitschnitt der Veranstaltung gibt es hier: „Dem Tod von der Schippe gesprungen“

BAUSTOPP: KÜFA im August fällt leider aus

11 Aug

Sorry, die KÜFA im August muss leider ausfallen…uns sind da ein paar Bauarbeiten dazwischen gekommen. Shit happens…

Wir freuen uns schon jetzt auf September: Mit Küfa am 9. September und frisch renovierten Örtlichkeiten.

8. Juli: Küfa, Bar und Needle Sharing

8 Jul
Needle Sharing

artemtation via pixabay.com, cc

Es ist wieder soweit: Am Montag, den 8. Juli, freuen wir uns, euch bei unserer veganen Küfa zu begrüßen. Ab 20 Uhr gibt’s Essen! Und diesmal haben wir ein besonderes Programm: Needle Sharing! Wir wollen zusammen unsere Lieblingsmusik hören. Bringt mit, was euch bewegt!

10.Juni: Groni-Küfa mit Film „Caminantes de la Memoria“

10 Jun

Küfa ab 20 Uhr; ab ca. 21 Uhr Dokumentarfilm  „Caminantes de la Memoria“ (Wanderer der Erinnerung) auf Spanisch mit englischen Untertiteln und anschließende Diskussion mit dem Filmemacher in spanisch und deutsch.

Der Film beschäftigt sich mit den Folgen des peruanischen Bürgerkrieges zwischen 1980 und 2000, indem ca. 69.280 Menschen umkamen. Fast die Hälfte der Opfer stammt aus der Region Ayacucho. Eben dort hat Heeder Soto Opfer und Täter interviewt. Stadt und Region Ayacucho bildeten das  Zentrum des schmutzigen Krieges zwischen Armee und Polizei einerseits und der maoistischen Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“ andererseits.
Im Film treffen unterschiedliche Wahrheiten aufeinander: die der Opfer aus der Zivilgesellschaft, als auch die der Täter von Guerilla, Polizei und Militär. Heeder Soto zeigt eindrücklich, dass Aufarbeitung auch bedeuten kann, den langen Weg zurück ins Heimatdorf zu gehen oder auch den Mut aufzubringen, die Stätten der erfahrenen Gewalt auf der Suche nach Heimat und Versöhnung erneut aufzusuchen.

Der Film wurde erstmals im August 2014 in Berlin gezeigt. Seitdem wurde er bei verschiedenen internationalen Filmfestivals (Kolumbien, Ecuador und Peru) gezeigt. Weitere Infos zum Film gibt es  unter: caminantesdelamemoria.wordpress.com
Trailer:

English:https://www.youtube.com/watch?v=OOLV5FSjnKY,
Español: https://www.youtube.com/watch?v=jw3BTySMi8s

Filmemacher Heeder Soto ist unter anderem bekannt durch seinen Dokumentarfilm „Titicaca und die verschwundenen Gesichter“ (2017). Momentan beschäftigt er sich mit seinem neuen Film, der sich auf die Täter*innen des Bürgerkrieges in Peru konzentriert.

Montag, 11. März: Film, Küfa und Bar

7 Mär

Nach drei Monaten Pause meldet sich unser Küfa-Abend zurück. Wir zeigen den stilprägenden Anime-Klassiker „Akira“.

2019, der dritte Weltkrieg ist vorbei. Die Story spiel in einem postapokalyptischen Neo Tokio, es geht um Motoradgangs, übernatürliche Kräfte und ein geheimes Militärprojekt.
Actiongeladen und großartig gezeichnet.

Akira (1988), 124min
Über die Sprache stimmen wir vor Ort ab 😉

STREIKPOSTEN *** GRONI50***Frauen*streik 2019

7 Mär

Wir streiken! Schließ Dich an!

Ab 9 Uhr empfangen wir alle Interessierten in der Groni50 um gemeinsam zu frühstücken, Plakate zu malen und uns kämpferisch auf den Tag einzustimmen. Den Auftakt macht die 5 vor 12 Aktion. Anschließend fahren wir um 13:30 Uhr gemeinsam zum Alex (Beginn der Demo 14 Uhr).

Willkommen sind insbesondere Frauen, Lesben, Trans*- und Inter*-Menschen aber auch solidarische Männer. Ob im Wedding oder anderswo, beteiligt euch kreativ und vielfältig am Frauen*streik!

Infos: https://kiezkommune.noblogs.org/post/2019/03/01/auf-zum-frauenstreik-2019/

Groni Hausparty

17 Nov

Seit 38 jahren stabil im wedding!
im november 1980 wurde unser haus, die groninger straße 50, besetzt um ein zeichen gegen kapitalgetriebene stadtentwicklung zu setzen und kollektives wohnen zu ermöglichen. die zeiten sind seitdem nicht besser geworden.

unser haus, das kiezhaus agnes reinhold und überhaupt die bewegung braucht geld. deshalb soliparty am 17.11.

SOLIPARTY MIT:
küfa und infoveranstaltung zum kiezhaus agnes reinhold ab 21:00

konzert mit infant sanchos ab 22:30

danach finest tunes mit diversen dj’s
außerdem karaoke, craftbeer, cocktails und überraschungen.

sexismus, homo- und transphobie, rassismus oder andere arten von menschenverachtung werden nicht toleriert

hände hoch im wedding!

Küfa Montag 8.10.2018

8 Okt

Zapatismus und das Treffen der Frauen*, die kämpfen

Küfa und danach Vortrag mit Fotos
20 Uhr (Vortrag ab 20.30 Uhr), Groni50 (Groninger Str. 50, U-Nauener Platz, U-Seestr.)

Was ist Zapatismus? Und wie sieht der Kampf zapatistischer Frauen aus?
In dem Vortrag soll zunächst sehr grundlegend geklärt werden, was Zapatismus ist und wie er sich entwickelt hat. Vor allem wird es dabei um die Jahre 1983-2005 gehen.
Eine aktuelle Perspektive bietet danach ein Bericht vom ersten internationalen, politischen, künstlerischen, sportlichen und kulturellen Treffen der Frauen*, die kämpfen.
Die Referentin war mit der Organisation Carea als solidarische Menschenrechtsbeobachterin in rebellischen indigenen, teils zapatistischen Gemeinden in Chiapas, Mexiko. Interessierte an der Menschenrechtsbeobachtung können im Anschluss an die Veranstaltung ihre Fragen loswerden.
Webseite der Organisation: https://carea-menschenrechte.de/

KÜFA am 13.August – Infoveranstaltung zu Nazigroßaufmarsch

9 Aug

Zu unserer nächsten KÜFA laden NEA, in Kooperation mit “Hände weg vom Wedding

Thema der Infoveranstaltung:

Der Rudolf Heß-Marsch – Comeback eines Nazievents? Erneut mobilisieren Neonazis bundes- und europaweit nach Berlin-Spandau um dem Hitlerstellvertreter Rudolf Heß in Berlin zu gedenken. Der Erfolg der AfD und die damit verbundenen schlechten Wahlergebnisse vieler Naziparteien, machen Nazigroßevents wie im sächsischen Ostritz zur logischen Konsequenz für NPD und Co: Für die eigene Finanzierung und den Schulterschluss des militanten Nazispektrums. Der Aufmarsch in Spandau ist Teil dieser Strategie und steht in einer Linie mit derlei Nazigroßveranstaltungen. Diesem Spektrum bleibt nur das offene Propagieren und gewalttätige Ausüben ihrer NS-Ideologie, wenn es nicht an Bedeutung verlieren will. Dies birgt eine enorme Gefahr. Schon kurz nach dem Heß-Aufmarsch 2017 wurde die Mobilisierung in der Naziszene als Erfolg verbucht, da es den Veranstalter*innen gelungen war Parteien wie Die Rechte, die NPD, den III. Weg und Kameradschaften auf diesem Aufmarsch-Event zu einen. Mit der Wiederbelebung der Heß-Märsche droht erneut ein neofaschistischer Großaufmarsch zum jährlichen erinnerungspolitischen Ritual der NS-Szene zu werden.

Einlass & veganes Essen wie immer ab 20Uhr;

Veranstaltungsbeginn ab 20.30Uhr

Hausdurchsuchung in Hamburger Hafenstraße war rechtswidrig

1 Aug

In einer Pressemitteilung schreiben die Bewohner_innen des Wohnprojekts Plan B über die Hausdurchsuchung vom 18. Juli 2016 und ihr jetzt zugesprochenes Recht vom Amtsgericht Hamburg: „Für die tatsächlich durchsuchten Wohnräume (…) lag keine Durchsuchungsanordnung vor“, heißt es in der Begründung des Amtsgerichts, die einer Bewohnerin des Hauses vorliegt.

Bei dem am 18. Juli 2016 mit einem Großaufgebot von 250 Polizist_innen, darunter vermummte Spezialeinheiten mit Maschinenpistolen, durchgeführten Einsatz brachen Beamt_innen die Tür zur Wohnung auf und bedrohten Bewohner_innen des Hauses mit vorgehaltener Schusswaffe. Die Polizei fand bei der rechtswidrigen Durchsuchung der Wohnung keine Drogen, konnte aber eine handelsübliche Verteilersteckdose sicherstellen. „Das Gericht bestätigt mit seiner Feststellung den Eindruck, dass es sich bei dem Einsatz in unserer Wohnung vor zwei Jahren weniger um eine Hausdurchsuchung als um einen bewaffneten Einbruch handelte, der die Einschüchterung der Bewohner_innen zum Ziel hatte“, erklärt ein Bewohner des Wohnprojekts. Aus juristischer Sicht war „der Polizeieinsatz, den die Staatsanwaltschaft bis zuletzt zu rechtfertigen suchte, ein Skandal“, sagt der Rechtsanwalt Lino Peters, „für das Eindringen in die Wohnung meiner Mandantin gab es keinerlei Rechtsgrundlage. Hierauf hatten die AnwältInnen bereits im Rahmen des Einsatzes hingewiesen.“

Die nachträgliche Feststellung der Rechtswidrigkeit dieses Polizeieinsatzes fügt sich ein in das Bild, das auch die brutale Repression während und im Nachgang des G20-Gipfels in Hamburg zeichnet: Rechtliche Vorgaben gelten der Polizei zunehmend als lästige Fesseln im Kampf gegen linke Strukturen. Die Hamburger Polizei handelt willkürlich und als eigenständiger politischer Akteur immer häufiger nach der Maxime: Erst schlagen, dann fragen.

Die Feststellung, wie viele der Einsätze der Taskforce-Drogen, die täglich vor den Häusern der Hafenstraße und an anderen Orten in Hamburg stattfinden und sich vor allem gegen Geflüchtete richten, rechtswidrig sind, war nicht Sache des Gerichts. Eine juristische Prüfung käme wohl
auch in diesem Fall zu einem für die Polizei ungünstigen Ergebnis.

»PM der Bewohner_innen des Wohnprojekts Plan B«